Asymmetrische Kriegführung in und um Ruanda
In: Asymmetrische Kriegführung - ein neues Phänomen der Internationalen Politik?, S. 211-234
Der erste Teil des Beitrags stellt eine geschichtliche Einführung dar. Dabei handelt es sich um die kleinsten und zugleich dichtest besiedelten Staaten Afrikas. Die Geschichte der zentralafrikanischen Länder ist von ethnischen Gegensätzen geprägt, die immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen geführt haben. Seit dem Ende der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts liefen die Entwicklungen in Ruanda und Burundi auseinander. Die Geschichte Burundis seit der Unabhängigkeit ist geprägt von einer permanenten Konfrontation zwischen der Armee auf der einen Seite und den aufständischen Hutu auf der anderen Seite. Die so genannte 'soziale Revolution' hat zu einer völligen Neugestaltung der politischen Landschaft Ruandas geführt. Am 1.10.1990 fand die jahrelang relativ stabile Entwicklung Ruandas ein Ende: Überraschend überschritten mehrere tausend Kombattanten einer bis dahin unbekannten Befreiungsbewegung RPF von Uganda kommend die ruandische Grenze. Dabei handelte es sich um Nachkommen jener ethnischen Minderheit, die in den 1960er Jahren als Folge der Ausschreitungen die Flucht nach Uganda angetreten hatten. Die von 1990 bis 1993 in mehreren Wellen erfolgten Kampfhandlungen zwischen RPF und Regierungsarmee können durchaus als symmetrische Kriegsführung klassifiziert werden. Die Invasion der RPF führte zu einer Steigerung der Spannungen zwischen den beiden dominanten ethnischen Gruppen im Lande. Am 4. August 1993 ist unter internationalem Druck ein Abkommen zustande gekommen, das einen Schlussstrich unter den bewaffneten Auseinandersetzungen ziehen sollte. Dieses Ziel wurde jedoch verfehlt. Die Kämpfe wurden verschärft. Gefechte an den Frontlinien, Massaker im Hinterland waren die Konsequenzen. Das Flüchtlingsproblem ist zum Auslöser für einen grenzüberschreitenden Guerillakrieg geworden. Im Landesinneren ist der Bürgerkrieg aufgeflammt. Abschließend wird die Aktion der ruandischen Armee im Kongo geschildert, die im Oktober 2002 beendet worden ist. Die Aufarbeitung des Genozids von 1994 ist auf der Basis der traditionellen Rechtsprechung in Gang gesetzt worden. Es bleibt abzuwarten, so der Autor, ob die Entwicklungen zu einem friedlichen Zusammenleben beider Völkergruppen führen werden. (ICG)